Wirtschaftliche Zukunft nach der Auflösung einer Hofgemeinschaft

Das Unternehmen war vor einigen Jahren nach der freien Ausbildung als Demeter-Hofgemeinschaft gestartet. Schritt für Schritt hatte sich der Betrieb sehr vielseitig und damit auch sehr arbeitsintensiv entwickelt. Neben Gemüse-, Obst- und Ackerbau gab es Rinder- und Schweinehaltung, einen Hofladen und einen Lieferdienst.

Die Hofinhaber hatten mit wechselnden Partnern in einer nicht formal gestalteten Gemeinschaft viele Betriebszweige mit hohem Arbeitseinsatz und Elan begonnen. Nach dem Ausscheiden von Mitgliedern der Gemeinschaft wurden alle vorhandenen Betriebszweige, so gut es ging, weitergeführt. Mittlerweile kamen Kinder hinzu, so dass die Arbeitsbelastung für alle Beteiligten noch größer wurde. Dies führte dazu, dass einzelne Bereiche immer weniger intensiv betreut werden konnten und die Ergebnisse entsprechend abfielen. So wurden z.B. Öffnungszeiten des Hofladens eingeschränkt und der Umsatz ging zurück. Letztlich litt die Rentabilität des gesamten Unternehmens, ohne dass klar wurde, welche Bereiche dafür verantwortlich waren.

Der Betriebsleiterfamilie fehlte es an betriebswirtschaftlichen Kenntnissen und am unternehmerischen Überblick. Wegen der hohen Arbeitsbelastung änderte sich diese Situation auch nicht. Aufgrund der Eigentumsverhältnisse war das Unternehmen weiterhin liquide und nicht akut bedroht. Die Rentabilität war aber sehr schlecht und damit waren die Liquidität und die Stabilität mittelfristig gefährdet.

Die Beratungsanfrage betraf einen einzelnen Unternehmensbereich. Im persönlichen Gespräch wurde schnell klar, dass die Ursache für die Probleme in der geschilderten Entwicklung lag.

Eine kurze Analyse des Jahresabschlusses mit rund 10 Kennzahlen und einigen zentralen Aussagen machte den Handlungsbedarf deutlich. Es wurde schmerzhaft deutlich, dass die Idee der Betriebsgemeinschaft zunächst gescheitert war und kurzfristig nicht weiter verfolgt werden konnte, sollte die Existenz des Unternehmens nicht akut gefährdet werden. Als erste, schnell greifende Maßnahmen, wurden einige weniger zentrale Betriebszweige aufgegeben, wodurch kurzfristig zusätzliche Liquidität entstand. Arbeitsbelastende Tätigkeiten im Laden und im Haushalt wurden an Aushilfen abgegeben, so dass mehr Zeit für die Betriebsführung und -planung blieb. In betriebswirtschaftlichen Kurz-Lehrgängen wurden Kenntnisse aufgefrischt und neue Ideen für die anstehende Neustrukturierung gesammelt. Innerhalb eines Jahres entstanden so der Mut und die Kraft, um die erforderliche Klarheit zu gewinnen und die Erkenntnisse umzusetzen.

Die betrieblichen Ergebnisse sind seither stetig verbessert worden und auch die Freude an der Arbeit ist wiedergekehrt. Der Betriebsleiter, der vorübergehend sowohl seine Ausbildung als auch die betriebene Wirtschaftsweise skeptisch gesehen hat, steht nun wieder engagiert hinter dem Betriebs-Konzept. Auf längere Sicht sehe ich gute Voraussetzungen, um auf dem Hof auch wieder neue Sozialkonzepte zu entwickeln.